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Cannabis bei Multiple Sklerose

Cannabis ist bei Multiple Sklerose einsetzbar. Cannabispräparate können zur Linderung etlicher Symptome bei MS-Patienten beitragen! Dieses wurde bereits in den 90er-Jahren von amerikanischen Forschern in Studien herausgefunden. Diese Ergebnisse wurden in diversen, darauffolgenden Studien bestätigt. Bei welchen Symptomen Cannabis lindernd sein kann, erläutern wir in diesem Bereich. Zuerst aber ein paar grundlegende Informationen zur Multiplen Sklerose.

Was ist Multiple Sklerose?

Die Multiple Sklerose (MS) auch Encephalomyelitis disseminata (ED) genannt, ist eine chronisch, entzündliche Erkrankung des Nervensystems. Sie gehört zur Gruppe der Auto-Immunerkrankungen. Entzündungsherde treten dabei an unterschiedlich vielen Orten im Gehirn oder Rückenmark auf und können zur Narbenbildung (Sklerose) führen. MS ist nicht heilbar, kann aber behandelt werden. Die Erkrankung verläuft bei jedem Menschen unterschiedlich, was auch eine Diagnose und individuelle Behandlung sehr erschwert. MS wird auch die Krankheit mit den 1.000 Gesichtern genannt.

Was passiert, wo?

Das Gehirn stellt mit Milliarden von Nervenzellen eine Art Schaltzentrale dar, von der Signale über das Rückenmark zum Körper gesendet oder von dort empfangen werden. Die Signale werden von den Nervenfasern weitergeleitet, die ähnlich wie elektrische Kabel mit einer Isolierschicht, Myelin, umhüllt sind. Eine von Myelin umhüllte Nervenfaser kann einen Impuls etwa zehnmal schneller weiterleiten als eine, der das Myelin fehlt. MS schädigt in den Entzündungsherden diese Isolierschicht und behindert damit die reibungslose und schnelle Weiterleitung der Signale. Je nachdem, welche Nervenfasern betroffen sind, treten unterschiedlichste Beschwerden und Behinderungen auf – von Sehstörungen, Empfindungsstörungen an den verschiedensten Körperteilen, Gleichgewichtsprobleme mit gestörter Koordination, Blasenschwäche, kognitive Störungen, Fatigue, Depressionen und wirklich viele andere. MS führt aber nicht zwangsläufig in den Rollstuhl und in die Pflegestufe.

Die genaue Ursache für MS ist nicht bekannt.

Verlaufsformen von Multiple Sklerose

Es gibt 3 Verlaufsformen:

  • Schubförmiger Verlauf: unregelmäßiges Auftreten von bestimmten neurologischen Symptomen, welche sich wieder vollständig oder unvollständig zurückbilden.
  • Sekundär chronisch-progredienter Verlauf: Es kommt zu einigen Schüben, nach denen sich die Beschwerden ganz oder zu einem Großteil wieder zurückbilden. Im späteren Verlauf der Krankheit verschlimmern sich die Beschwerden jedoch zunehmend. Bei einigen MS-Patienten verschlechtern sich die Symptome dann schubweise. Experten bezeichnen diesen Multiple Sklerose-Verlauf als “schubförmig progredient”. Bei anderen Patienten nehmen die Beschwerden immer mehr zu und es lassen sich keine Schübe abgrenzen.
  • Primär chronisch-progredienter Verlauf: Bei diesem Multiple Sklerose-Verlauf treten keine Schübe auf. Die Beschwerden werden von Anfang an immer schlimmer, sie entwickeln sich chronisch-progredient. Wie schnell die Krankheit fortschreitet, ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich.

Therapien

Schulmedizinisch basiert die Therapie der MS auf mehreren Säulen

Behandlung des Schubes bei Multiple Sklerose durch eine Kortison-Stoßtherapie.

  • Der aktuelle Schub wird mir hohen Kortisongaben behandelt. Das passiert in der Regel an 3–5 aneinander folgenden Tagen. Meistens in 500-2000 mg Kortisoninfusionen. Wenn die Schubsituation dadurch nicht deeskaliert werden kann, können diese Infusionen nach 2- 4 Wochen wiederholt werden. Sie sind allerdings höchst belastend für Körper und Psyche des Patienten. Bei sehr schweren Schüben, die auf Kortison nicht oder nur unzureichend ansprechen, werden als akute Eskalationstherapie eine mehrmalige Blutwäsche (Plasmapherese) durchgeführt.

Symptomatische Therapien

Im Laufe einer MS-Erkrankung können sich verschiedenste Symptome entwickeln, sowie physisch, als auch psychisch. Diese kann man auf verschiedene Arten therapieren, sowohl medikamentös oder nichtmedikamentös. Die medikamentösen Therapien unterscheiden sich natürlich von Symptom zu Symptom. Zu den nichtmedikamentösen Therapiemöglichkeiten zählen z.B.

  • Pflegemaßnahmen,
  • Bewegungs-, Physio- und Sporttherapien
  • Ergo-, Sprech- und Schlucktherapien
  • Hilfsmittelversorgung,
  • Beratung und Psychotherapie
  • spezielle Diäten

Basis- oder Immunmodulatorische Basistherapie

  • Im Gegensatz zur akuten Schubtherapie, geht es bei der Basistherapie darum, die Häufigkeit und Schwere der Schübe medikamentös zu verringern. Darüber berät euch aber besser der Neurologe eures Vertrauens!
  • Wir möchten darauf hinweisen, dass die Therapie mit Cannabis nicht die Basis- oder Immunmodulatorische- Basistherapie ersetzt!

Neu hinzugekommen ist die Therapie mit Cannabisblüten bei folgenden Problemen und Symptomen:

  • Spastik
  • Fatigue
  • neuropathischen Schmerzen
  • Trigeminusneuralgie
  • Gangstörungen unterschiedlicher Schweregrade, aufgrund eines zu hohen Muskeltonus
  • Empfindungsstörungen wie z. Bsp: Taubheitsgefühlen und Ameisenkribbeln
  • Depressionen, Anpassungsstörungen
  • epileptischer Anfälle
  • Ataxie
  • Schlaf- und Durchschlafproblemen

Großen zusätzlichen Nutzen erzielt der Einsatz von Cannabis bei der Reduzierung der starken Schmerzmittel, wie z. Bsp.: Opiaten und Psychopharmaka. Cannabis ist wissenschaftlich nachgewiesen, entzündungshemmend und unterstützt den Organismus beim Zellschutz, der Zellregeneration und Neubildung von Zellen. Diese Eigenschaften machen Cannabis für den Einsatz bei den meisten “Entzündungskrankheiten“ interessant. Bei Multipler Sklerose wurden pathologische, also vom gesunden Zustand abweichende, Veränderungen im Endocannabinoid-System nachgewiesen, was sich auf viele Funktionen auswirkt. Mit den Cannabinoiden, welche in der Cannabispflanze enthalten sind, lässt sich das Endocannabinoid-System therapeutisch beeinflussen. Man nimmt an, dass die durch Cannabinoide bewirkte Schmerzlinderung bei MS-Betroffenen, durch eine Reduktion des hohen Muskeltonus und durch Hemmung von Schmerzbahnen im Nervensystem erfolgt.

Natürlich gibt es hierzu Untersuchungen und deren Ergebnisse.

  • Gertsch, J et al.: Beta-caryophyllene is a dietary cannabinoid. Published online on June 23, 2008, Proc. Natl. Acad. Sci. USA, doi: 10.1073/pnas.0803601105
  • University of Arizona Health Sciences Center, Tucson, Arizona, Department of Psychology, University of Vermont, Burlington, Vt., USA; Institute of Medical Sciences, University of Aberdeen, Scotland, UK, Consroe P. et al., 1996, “The Perceived Effects of Smoked Cannabis on Patients with Multiple www.karger.com/Article/Abstract/112901
  • CAMS-Studie; Cannabinoids for treatment of spasticity and other sympotms related to multiple sclerosis www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14615106

Falls Sie Fragen zur Behandlung von MS-Symptomen mit Cannabis haben, freuen wir uns, wenn Sie sich an uns wenden!

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